Von Emojis und Piktogrammen

Museum für Neue Kunst in Freiburg beleuchtet ab Freitag, 7. Mai, unsere Bildsprachen

Juli Gudehus, Vorstudien zu Genesis, 1993. Foto: Peter Hinschläger

Juli Gudehus, Vorstudien zu Genesis, 1993. Foto: Peter Hinschläger

Jeden Tag werden Milliarden Emojis über Handys und Tablets versendet. Seit ihrer Einführung Ende der 1990er, vor allem aber in den letzten Jahren, haben sie sich zu einem weltweiten Phänomen der Massenkommunikation entwickelt. Sie überbrücken Sprachbarrieren und vereinfachen unsere Kommunikation. Doch woher kommen sie? Was sind ihre Vorläufer? Welche Hoffnungen und Ziele sind mit der Entwicklung von Bildsprachen verbunden? Die Ausstellung „Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen“ im Museum für Neue Kunst widmet sich ab Freitag, 7. Mai, diesen Fragen. Die Schau läuft bis Sonntag, 12. September.

Zu sehen sind Arbeiten ganz unterschiedlicher Künstlerinnen und Künstler, Gestalterinnen und Gestalter, darunter Gerd Arntz, Warja Lavater, Pati Hill, Otl Aicher, Wolfgang Schmidt, Harun Farocki / Antje Ehmann und Timothée Ingen-Housz. Sie erzählen die Geschichte des modernen Piktogramms von den Anfängen in den 1920er Jahren bis heute. Die Besucherinnen und Besucher erfahren, wie sich der gesellschaftliche Wandel und die Gestaltung von Bildzeichen wechselseitig beeinflussen.

Musterblatt aus der Piktogramm-Enzyklopädie, 1925-34, Österreichisches Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum Wien. Foto: Peter Hinschläger

Musterblatt aus der Piktogramm-Enzyklopädie, 1925-34, Österreichisches Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum Wien. Foto: Peter Hinschläger

Der Rundgang beginnt im „Roten Wien“ des Jahres 1925: Dort entwickeln der Ökonom Otto Neurath, seine Mitarbeiterin und spätere Frau Marie Reidemeister und der Künstler Gerd Arntz für das neugegründete Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum eine „Bildpädagogik“. Mit ihrer Hilfe will Neurath der vielsprachigen Wiener Stadtbevölkerung gesellschaftliche Zusammenhänge verdeutlichen. Das Museum soll auch benachteiligten Gruppen, wie Menschen, die nicht lesen können, Zugang zu Wissen bieten. Es sind also vor allem pädagogische und politische Ziele, die Neurath antreiben.

Einen anderen Ansatz verfolgt Otl Aicher: Sein grafisches System für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München setzt auf eine klare Gestaltung und Funktionalität. Eine emotional aufgeladene Bildsprache lehnt er nach der Erfahrung des Nationalsozialismus ab. Spätere Künstlerinnen und Künstler wie Warja Lavater, Pati Hill und Wolfgang Schmidt reagieren auf diese Strenge wiederum mit eher spielerischen Entwürfen.
Yukio Ōta und Timothée Ingen-Housz belassen es nicht bei Piktogrammen, sondern konstruieren ganze Bildsprachen mit eigener Grammatik und erweiterbaren Zeichensätzen. Sie sollen universell verständlich sein und dem globalen Austausch dienen.

Die aktuell vom Unicode-Konsortium freigegebenen und weltweit genutzten Emojis haben ihren Ursprung in der frühen japanischen Internetkultur der 1990er Jahre. Auch heute ist ihre Nutzung mitbestimmt von Mehrdeutigkeiten, Kritik, Infragestellung und vom Spiel mit den Möglichkeiten. Das erste digitale Emoji-Set ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Der Interfacedesigner Shigetaka Kurita hat es mit seinem Team für den Mobilfunkanbieter NTT Docomo entwickelt.

Hinter jedem Ansatz steckt eine Vorstellung davon, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen und durch Zeichen beschreiben. Doch erweitern Bildzeichen wirklich unsere Ausdrucksmöglichkeiten oder schränken sie uns durch starre Kategorien und grafische Typisierungen weiter ein? Die Ausstellung lädt dazu ein, diesen und ähnlichen Fragen nachzugehen. Sie ist in Kooperation mit dem Leopold-Hoesch- Museum Düren entstanden. Die Kuratorinnen und Kuratoren sind Maxim Weirich, Michaela Stoffels, Anja Dorn und Isabel Herda. Begleitend erscheint ein Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther König. Dieser wird durch die Ernst von Siemens Kunststiftung und den Landschaftsverband Rheinland gefördert.

Das Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und donnerstags bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 27 Jahren (ab 1. August unter 21 Jahren), Mitglieder des Fördervereins und mit Museums-Pass-Musées ist der Eintritt frei.

Der Besuch ist aktuell mit Voranmeldung möglich. Zeitfenstertickets können unter www.freiburg.de/museen-tickets online gebucht werden. Alternativ nimmt das Museum auch telefonische Anmeldungen unter der 0761 / 201-2583 entgegen. Weitere Infos, auch zu aktuellen digitalen Programmen, stehen auf www.freiburg.de/piktogramme und www.gesellschaftderzeichen.de.

Zu sehen sind Arbeiten von: Otl Aicher, Moritz Appich / Jonas Grünwald / Bruno Jacoby, Gerd Arntz, Johannes Bergerhausen / Ilka Helmig, Karsten de Riese, Antje Ehmann / Harun Farocki, Juli Gudehus, Pati Hill, Timothée Ingen-Housz, Shigetaka Kurita, Warja Lavater, Marie Neurath, Otto Neurath, Yukio Ōta, Hinrich Sachs, Wolfgang Schmidt, Lilian Stolk, Edgar Walthert

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