Verletzlichkeit bestimmt unser Leben mehr, als wir es wahrhaben wollen
Vor dem Hintergrund der weitverbreiteten Selbstdeutung des modernen Menschen hat man zunehmend den Gedanken vernachlässigt, dass das menschliche Leben stets in der Interdependenz mit anderen stattfindet. Man hat sich der Einsicht verschlossen, dass die Freiheit des Einzelnen nicht aus seiner Unabhängigkeit, sondern aus seiner Fähigkeit erwächst, kreativ mit Abhängigkeiten umzugehen, schreibt Giovanni Maio.
Während der Pandemie zeigte sich dieses Problem deutlich. Gerade ältere und kranke Menschen wurden als „vulnerable“ Gruppen, die das Gesundheitssystem überlasten, stigmatisiert.