Baisisdeutsch für Flüchtlinge

Studierende der Universität Freiburg lehren in Kleingruppen Basisdeutsch

Es ist schön zu beobachten, dass sich immer neue Initiativen auftun, um die große Zahl an Flüchtlingen in Deutschland zu unterstützen, damit sie sich hier leichter integrieren können. Aber selbst, wenn die Flüchtlinge eines Tages tatsächlich in ihre Heimatländer zurückkehren können, ist dieses Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen sinnvoll, weil es zum einen zur Völkerverständigung und zum anderen zu einer humaneren Welt beiträgt. Positive persönliche Erfahrungen wiegen weit aus schwerer als jede Ideologisierung.

Die Germanistikprofessorin Helga Kotthoff (Vierte von links) trifft sich mit Studierenden, die Flüchtlingen Deutschunterricht geben, zum Erfahrungsaustausch. Foto Sandra Meyndt

Etwa 50 Studierende geben derzeit in Räumen der Universität Freiburg Flüchtlingen Deutschunterricht. Über hundert lernwillige Flüchtlinge wurden bei einem großen Treffen, organisiert unter Mithilfe der Freiburger Caritas, gruppenweise auf die Studierenden verteilt und finden sich nun zweimal in der Woche zum informellen Deutschunterricht zusammen. Die Inhaberin der Professur für Deutsch als Fremdsprache, Prof. Dr. Helga Kotthoff, leitete mit einem Aufruf auf den Internetseiten des Deutschen Seminars vor drei Wochen die Initiative ein und begleitet den improvisierten Lehrkörper wissenschaftlich bei dessen ehrenamtlicher pädagogischer Tätigkeit. Neben Gesprächsrunden wird Kotthoff im Wintersemester 2015/16 das Hauptseminar „Deutsch als Fremdsprache für Flüchtlinge“ leiten, das interessierte Studierende aller Fakultäten besuchen können.

Die Lerngruppen wurden zunächst spontan zusammengestellt. Deshalb unterrichten die Studierenden bislang Menschen mit unterschiedlichem Bildungsniveau und unterschiedlicher Erfahrung beim Lernen von Fremdsprachen gemeinsam: Männer und Frauen aus der Universität, dem Handwerk oder gänzlich ohne Schriftsprachkenntnisse – die Erfahrungen auf Gebieten der Fremdsprachen sind enorm verschieden. Nun wollen Kotthoff und die Studierenden einen Prozess einleiten, der dazu führen soll, dass Personen mit ähnlichem Bildungshintergrund einen Kurs besuchen.

Aus den unterschiedlichen Hintergründen der Teilnehmenden ergeben sich besondere Herausforderungen in der Lehre. So können beispielsweise viele Jesidinnen, Frauen einer in Syrien von der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ aus Glaubensgründen verfolgten Minderheit, weder schreiben noch lesen. Zudem sprechen sie Arabisch, haben aber keine Fremdsprachenkenntnisse. Über diese Hürden versuchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Deutschen Seminars den Studierenden hinwegzuhelfen. „Man darf sich nicht davor scheuen, auch mal imitieren zu lassen“, sagt Dr. Claudia Schmidt aus der Germanistischen Linguistik, „das Nachsprechen ist essenziell.“ Kontakte zwischen Jesidinnen und Studentinnen vermittelt der Fachdienst Migration der Caritas Freiburg-Stadt, der maßgeblich an der Organisation des Projekts beteiligt war.

Aufgrund der großen Resonanz wird der Kreis der Lehrpersonen nur noch über die Studierenden und deren Bekanntschaften erweitert – und der Kreis der Flüchtlinge nur noch über jene, die schon dabei sind.

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