Die Energiewende hat einen globalen Kampf um kritische Rohstoffe entfacht
Berlin/Freiburg. Lithium, Kobalt, Seltene Erden: Die Energiewende hat einen globalen Kampf um kritische Rohstoffe entfacht. Dieser Krieg droht inzwischen auch auf Social Media-Plattformen wie Twitter (X) ausgetragen zu werden. Mögliche Waffen: Desinformation, Fake News und Propaganda. Das ist das Ergebnis einer Studie des Centrums für Europäische Politik (cep).
„Europa will strategisch unabhängiger werden. Gezielte Falschinformationen und Unwahrheiten im digitalen Raum bedrohen die geplante Rohstoffstrategie der Europäischen Union. Soziale Medien bieten ein ideales Einfallstor für Manipulation“, sagt cep-Ökonom André Wolf. Er hat mit cep-Digitalexperte Anselm Küsters erstmals einen signifikant großen Daten-Pool auf Twitter analysiert.
Die Forscher untersuchten insgesamt rund vier Millionen Tweets mit 126 Millionen Wörtern, die in einem Zeitraum zwischen 2012 und 2022 verfasst wurden. Im Mittelpunkt standen besonders reichweitenstarke Tweets über kritische Rohstoffe, wie sie die EU definiert, sowie Nachrichten der wichtigsten 234 internationalen Verbände und Unternehmen. „Wir sehen deutlich, dass die EU in digitalen Netzwerken nicht ausreichend geschützt ist. Wir konnten auf Twitter zahlreiche Beispiele finden, die belegen, wie Vorhaben der EU verhindert werden sollen“, sagt Küsters. Er ist überzeugt, dass bisher den Markt beherrschende Staaten wie China gezielt die Unabhängigkeitsbemühungen Europas unterlaufen wollen.
Die Kommission ist in den sogenannten Trilogverhandlungen mit Rat und Parlament unlängst zu einer Einigung über den Critical Raw Materials Act gekommen. Er soll die Rohstoffstrategie der EU für die nächsten Jahre festlegen. „Wir fordern die EU auf, die Einfallstore für Manipulation zu schließen, bevor es zu spät ist. Der Critical Raw Materials Act lässt die Gefahren und Bedrohungen aus dem digitalen Raum außer Acht“, betont Küsters.