WARHOL/BASQUIAT
16. Oktober 2013 – 2. Februar 2014
Andy Warhol and Jean-Michel Basquiat, 1985
Sammlung Bischofberger, Schweiz
Curator: Florian Steininger
Nachdem sich Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat 1983
durch die Vermittlung des Schweizer Galeristen Bruno Bischofberger näher kennengelernt hatten, entstanden
– ebenfalls auf dessen Anregung – zahlreiche Gemeinschaftsarbeiten
(Collaborations), die Einblicke in einen facettenreichen künstlerischen
Dialog dieser beiden so unterschiedlichen Künstlercharaktere gewähren.
Warhols emblematische, konzentrierte Handschrift verbindet sich auf
der Leinwand mit Basquiats unmittelbarem, expressiven Strich. Die Collaborations
stehen im Zentrum der Ausstellung und werden Seite an Seite mit individuellen
Werken beider Künstler aus derselben Schaffensperiode gezeigt.
Bei Warhol sind dies vor allem die sogenannten Black and
White Paintings, die in ihrer zeichnerischen Qualität an seine frühe Pionierphase
der Pop-Art um 1960 denken lassen.
Durch die Integration von Konsumgütern und Motiven der
Alltagswelt mittels Siebdruck in seine Kunst avancierten
etwa Campbell’s Soup Can oder Marilyn Monroe, die Warhol
in seinem späten monumentalen Retrospective Painting
Revue passieren lässt, zu Ikonen der Kunstgeschichte.
Warhol nimmt auch auf die Alten Meister Bezug, wenn
er etwa Leonardos Mona Lisa oder Das letzte Abendmahl
paraphrasiert.
Von Basquiat werden Gemälde und Arbeiten auf Papier mit grafischem Fokus präsentiert, die zwischen 1981 und
1986 entstanden sind. Während in Basquiats Frühwerk noch eindeutig Referenzen an den Graffiti-Stil erkennbar
sind, wird seine Malweise zu Mitte der 1980er-Jahre in ihrer Struktur kleinteiliger, schriftlicher und detaillierter in der motivischen Setzung. Die Zeichnungen Basquiats sind
übersät mit Text-Fragmenten und intermedialen Verweisen, er speist sein Motivrepertoire aus den unterschiedlichsten
Quellen: Alltagskultur, Geschichte, Religion, Sport, Musik. Basquiats künstlerisches Vermächtnis gilt heute als einer der großen Meilensteine der Neuen Malerei-Bewegung
der 1980er-Jahre, mit dem der Künstler die vormals weiß
dominierte Bastion von Kunst und Kunstmarkt im Sturm eroberte.
Andy Warhol and Jean-Michel Basquiat had become closely acquainted in 1983 through the agency of the Swiss gallery
owner Bruno Bischofberger, and it was at all events due to his encouragement that they later produced numerous collaborative works (Collaborations), which afford insight into a multifaceted artistic dialogue between these two verydifferent artist personalities. Warhol’s emblematic, concentrated style combines on the canvas with Basquiat’s
direct, expressionist touch. The Collaborations are the focus of the
exhibition and shown side by side with individual works by
both artists from the same creative period.
The works by Warhol primarily include the so called Black
and White Paintings, reminiscent in their graphic quality
of his early pioneer phase of pop art around 1960. The
integration of consumer products and everyday motifs into
his art using silk screen printing eventually made works
such as Campbell’s Soup Can and Marilyn Monroe into icons of art history – Warhol revisited them in his late, monumental
Retrospective Painting. Warhol also alludes to the Old Masters, for instance by paraphrasing Leonardo’s Mona Lisa
and The Last Supper.
The Basquiat contingent encompasses paintings and works on paper with a graphic focus produced between 1981 and 1986. While Basquiat’s early work still demonstrates distinct references to the graffiti style, his painting in the
mid-1980s shows a structure that is smaller in scale and
with more writing, more detailed in motif placement.
Basquiat’s drawings teem with text fragments and intermedial
references; he draws from the most diverse sources
for his motif repertoire: everyday culture, religion, sport,
music. Basquiat’s artistic legacy is deemed today to be one
of the great milestones in the New Painting movement of
the 1980s, with which he took the bastion of the hitherto
white-dominated art and art market by storm.
Chronologie
1928: Andy Warhol wird am 6. August als Andrew Warhola in Pittsburgh,
Pennsylvania geboren
1945 – 49:
Warhol studiert Pictorial Design am Carnegie Institute of Technology in
Pittsburgh
1949:
Warhol geht nach New York, ändert seinen Namen in Andy Warhol,
arbeitet als Grafiker
1960:
Jean-Michel Basquiat wird am 22. Dezember in Brooklyn, New York geboren
1961:
Warhol malt seine ersten Gemälde mit Pop-Art-Motiven
1962:
Warhol arbeitet mit der Technik des Siebdrucks, erste Ausstellung in
der New Yorker Stable Gallery
1964/65: Basquiat fertigt erste Zeichnungen, zahlreiche Museumsbesuche
mit seiner Mutter
1964:
Warhols Factory wird zum Zentrum der New Yorker Kunstszene, erste
Ausstellung in Europa in der Ileana Sonnabend Galerie, Paris
1965:
Warhols erste Retrospektive am Institute of Contemporary Art in
Philadelphia
1966:
Warhol lernt den Schweizer Galeristen Bruno Bischofberger kennen
1968:
Basquiat zeichnet Cartoons, inspiriert von Henry Grays Anatomiebuch
Gray’s Anatomy, das ihm seine Mutter anlässlich eines längeren
Krankenhausaufenthalts infolge eines Unfalls schenkt
1968:
Schussattentat auf Warhol in der Factory, zweimonatiger
Krankenhausaufenthalt
1978:
Warhol malt Celebrity-Porträts, Auftragsporträts, Ausstellungen im
Kunsthaus Zürich und im Louis iana Museum Humlebaek in Dänemark
1976/77:
Basquiat lernt Al Diaz, einen Graffiti-Künstler, kennen, mit dem er das
SAMO©-Projekt (»Same Old Shit«) beginnt, gemeinsam sprühen sie
Wörter und Sätze an Häuserwände in Lower Manhattan und SoHo
1979:
Basquiats pielt in der Noise-Band Gray, Auftritte in New Yorker Clubs, Ende
der Zusammenarbeit mit Al Diaz, an den Häuserwänden ist zu lesen: »SAMO© is dead.«
1980:
Basquiats erste Gruppenausstellung
The Times Square Show in New York
1981:
Basquiat nimmt an der New York/New Wave-Ausstellung im
PS1 in Queens teil, lernt die Galeristen Bruno Bischofberger, Annina
Nosei und Emilio Mazzoli kennen, im selben Jahr erste Einzelausstellung in der Galleria d’Arte Emilio Mazzoli in Modena, Italien, im Dezember erscheint der
Artikel »The Radiant Child« von René Ricard in Artforum
1982:
Basquiat wird von Bruno Bischofberger als Galerist vertreten,
Bekanntschaft mit Andy Warhol, nimmt als jüngster Künstler überhaupt an der
documenta7 in Kassel teil
1983:
Basquiat besucht häufig Warhols Factory, er mietet von Warhol ein
Apartment mit Atelier in der Great Jones Street 57, im Dezember schlägt Bruno
Bischofberger Warhol, Basquiat und Francesco Clemente vor, künstlerisch
zusammenzuarbeiten
1984:
Warhol und Basquiat arbeiten ohne Clemente gemeinsam weiter, im
September werden 15 Gemeinschaftsarbeiten bei Bruno Bischofberger gezeigt
1984:
Basquiats erste Einzelausstellung in der Mary Boone Gallery in New York,
erste Museumsausstellung in Edinburgh, die auch in London und Rotterdam zu
sehen ist
1985:
die Collaborations
werden in der Tony Shafrazi Gallery in New York gezeigt
1985:
Basquiat am Cover des New York Times Magazine, Coverstory
»New Art, New Money«
1986:
Warhols letzte Selbstporträt mit weißer Perücke entsteht
1986:
Bruno Bischofberger zeigt die Ausstellung Collaborations:
Basquiat and Warhol
1987:
Warhol stirbt am 22. Februar mit 58 Jahren an den Folgen einer
Routineoperation in New York
1988:
Basquiat reist nach Maui, Hawaii zum Drogenentzug, stirbt am 12. August
mit 27 Jahren nach einer Überdosis in seinem New Yorker Apartment
Ausstellung „Warhol-Basquiat“ Dauer: 16. Oktober 2013 bis 2. Februar 2014 Ort: Bank Austria Kunstforum Wien Adresse: 1010 Wien, Freyung 8 Website: http://www.bankaustria-kunstforum.at Facebook: http://www.facebook.com/kunstforumwien Lageplan: http://g.co/maps/k9ffd