Die Veranstaltung kann im Livestream verfolgt werden.
Vorstellung des vom Hertz-Labor und dem Centre Iannis Xenakis herausgegebenen Buches mit moderiertem Gespräch mit den HerausgeberInnen Peter Weibel, Ludger Brümmer und Sharon Kanach und anschließendem Konzert mit einem Werk von Julia Jasmin Rommel, das im Rahmen der Künstlerresidenz »Graphical Notation« entstanden ist, sowie einer Softwarepräsentation.
Aus dem Bestreben, Zeichnungen in synthetisierten Klang zu verwandeln, entwickelte ein interdisziplinäres Team unter der Leitung des Komponisten Iannis Xenakis Ende der 70er-Jahre das graphische Kompositionswerkzeug UPIC (Unité Polyagogique Informatique de CEMAMu, Centre d’Études de Mathématique et Automatique Musicales) – ein eigens entwickelter Computer, der grafische Notationen in Klang übersetzt. Hierbei können die Komponierenden Wellenformen und Hüllkurven direkt auf einem elektronischen Tablet-Interface zeichnen und durch den Rechner in Klang übersetzen. Die von Iannis Xenakis ausgelöste und von weiteren etablierten Computermusikern wie Jean-Claude Risset oder Curtis Roads mitgetragene Revolution des graphischen Komponierens setzt sich vierzig Jahre später in modernen Computerprogrammen fort.
Im Frühjahr 2020 veröffentlicht das ZKM einen umfangreichen Band mit dem Titel »From Xenakis’s UPIC to Graphic Notation Today«. Dieser widmet sich in 27 reich bebilderten Beiträgen erstmals der Entstehungsgeschichte dieses einzigartigen Recheninstruments und zeichnet dessen technische, soziale, institutionelle und pädagogische Bedeutung bis in die heutige Praxis zeitgenössischer KomponistInnen auf, die mit der Idee des UPIC in aktuellen Computerprogrammen arbeiten. Der Band ist in Zusammenarbeit mit dem Centre Iannis Xenakis entstanden, enthält bisher unveröffentlichtes Archivmaterial und wird zeitgleich als digitale Version öffentlich und kostenfrei zum Download zur Verfügung gestellt unter www.zkm.de/upic.
Anlässlich der Buchveröffentlichung findet ein Gespräch mit HerausgeberInnen Peter Weibel, Ludger Brümmer und Sharon Kanach statt, moderiert von Lisa Bensel. Im Anschluss wird das Werk »Zwischenraum – Akustische Kartographie« von Julia Jasmin Rommel uraufgeführt, das zwischen 2018 und 2019 im Rahmen der Artistic Residency »Graphical Notation« am ZKM | Hertz-Labor entstanden ist. Es wird in einer aufgrund der aktuellen Situation eigens angefertigten Pandemie-Videoversion präsentiert. Im Anschluss folgt eine kurze Jamsession-Demo der pädagogischen Software UPIsketch.
Julia Jasmin Rommel »Zwischenraum – Akustische Kartographie«, [Interspace – Acoustic Cartography]
Pandemie-Version einer 8-Kanal audiovisuellen Installation für den ZKM Klangdom
- Brücken und Tunnel Karte / Bridge and tunnel map 03:20
- Flugbuchungskarte / Flight booking map 03:36
- Kurvenkarte / Curve map 02:50
- Gegenverkehrskarte / Oncoming traffic map 02:00
Ausgangsmaterial dieser audiovisuellen Installation bilden mehrere kartographische Dokumente in denen Julia Jasmin Rommel unterschiedliche Aspekte des Zwischenraums – des mentalen Zustands den wir während der routinierten Distanzüberwindung zwischen den Orten A und B beschreiten – visualisiert hat. Sie thematisieren u.a. Übergänge, Rastlosigkeit und Kontinuität, Orientierungssinn und Richtungswechsel, und werden jeweils durch experimentelle, aber kontextbezogene Kriterien und Methoden dokumentiert. Raumstrukturierende Elemente wie beispielsweise Tunnel- und Brückenquerungen, Gegenzüge, Flugbuchungsdaten, Kurvenwinkel bestimmter Bahnstrecken bilden die Parameter dieser Bewegungsprotokolle. Mittels des Graphic Sequencer »IanniX« werden diese Protokolle in Klang übersetzt. In einer Art Sonifikation wird versucht sowohl der Linearität dokumentierter Wege, als auch der Karte als Medium des Überblicks gerecht zu werden. Rommels Interesse gilt hierbei der Schnittstelle von Zeichenlesen und Bildinterpretation, welche durch die Transformation in Sound ermöglicht wird. Organisation / InstitutionZKM | Zentrum für Kunst und Medien