Nach Eklat um Missbrauchsstudie im Erzbistum Köln: Sprecher des Betroffenenbeirats tritt zurück

Das Erzbistum Köln will eine Untersuchung zum Umgang mit sexuellem Missbrauch nicht veröffentlichen

Der Beschluss des Erzbistums Köln, eine Untersuchung zum Umgang mit sexuellem Missbrauch nicht zu veröffentlichen, hat weitere Auswirkungen. Ein Sprecher des Beirats für Betroffene am Erzbistum Köln, Karl Haucke, ist von seinem Amt zurückgetreten und wird den Beirat verlassen. Das berichtet das ARD-Magazin MONITOR in seiner Sendung am Donnerstag (21:45 im Ersten). Wie andere Beiratsmitglieder fühlt sich Haucke vom Erzbistum bei der Entscheidung, die fertige Untersuchung einer Münchner Rechtsanwaltskanzlei nicht zu veröffentlichen, instrumentalisiert: „Ich schlafe kaum noch, ich hab‘ wieder Alpträume, ich musste meine Medikation ändern. Ich kann diesen Rücktritt nicht vermeiden in dem Augenblick, wo ich fühle, dass ich beschädigt werde”, so Haucke gegenüber MONITOR. Vergangene Woche war bereits der andere Beiratssprecher von dieser Funktion zurückgetreten. Er wird jedoch dem Beirat weiter angehören.

Ende Oktober hatten der Kölner Erzbischof Woelki und Generalvikar Hofmann den Beirat kurzfristig zu einer außerordentlichen Sitzung gebeten und über angebliche formale Mängel der Münchner Untersuchung berichtet. Es entspreche „in der ganzen Methodik, im Aufbau und der grundsätzlichen Herangehensweise“ nicht den Mindestanforderungen an ein juristisches Gutachten, heißt es. Auf Nachfrage von MONITOR räumt das Bistum ein, den Inhalt des Treffens und auch die Anwesenheit von zwei Rechtsprofessoren den Betroffenen vorab nicht mitgeteilt zu haben.

Trotzdem gaben die Betroffenen auf Bitte des Bistums noch am selben Tag ihr Votum gegen die Untersuchung aus München ab. Stattdessen sollte eine neue Untersuchung in Auftrag gegeben werden. Der Beschluss wurde als “gemeinsame Erklärung” von Erzbistum und Betroffenenbeirat veröffentlicht. Erst später wurde bekannt, dass das Bistum zum Zeitpunkt der Sitzung die neue Untersuchung bereits beauftragt hatte. Mehrere Mitglieder des Betroffenenbeirats kritisieren, dass für die längst gefallene Entscheidung nur das „Gütesiegel“ des Betroffenenbeirats eingeholt werden sollte. Sie fordern inzwischen, die Untersuchung der Münchner Kanzlei zu veröffentlichen.

Experten sprechen von einer Instrumentalisierung und einem erneuten Missbrauch der Opfer. Thomas Schüller, Kirchenrechtsprofessor aus Münster, spricht von einer „gezielten Desinformation der Öffentlichkeit”, bei der die Opfer sexueller Gewalt „zum zweiten Mal instrumentalisiert werden, um kirchenpolitisch Schaden vom Erzbistum Köln abzuwenden”. Das Erzbistum weist die Vorwürfe zurück und verweist darauf, dass man ein neues Gutachten in Auftrag gegeben habe, das im März kommenden Jahres veröffentlicht werden soll. Man halte an dem Ziel fest, „dass Verantwortliche eines etwaigen Fehlverhaltens benannt werden können”.

Stand: 12.11.2020, 17.00 Uhr

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