Ein Tanz zwischen Algorithmen und Heuristiken
Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer Party und müssen entscheiden, mit wem Sie tanzen möchten. Ein Algorithmus würde Ihnen eine klar definierte Schritt-für-Schritt-Anleitung geben, basierend auf bestimmten Kriterien wie Tanzfähigkeiten, Aussehen oder Charme. Ein Heuristikansatz hingegen würde sich auf Ihre Erfahrungen, Intuition und Annahmen verlassen, um eine schnelle, wenn auch nicht immer optimale Wahl zu treffen. Mit dieser Metapher lässt sich der Unterschied zwischen Algorithmen und Heuristiken erklären.
Katharina Zweig führt uns auf eine faszinierende Reise durch die Welt der künstlichen Intelligenz (KI), die sich zunehmend auf Algorithmen und Heuristiken verlässt, um Entscheidungen zu treffen, die uns alle betreffen. Das Buch ist das Licht am Horizont, in der oft unverständlichen Welt der KI, das uns hilft, die Mechanismen hinter diesen Entscheidungen besser zu verstehen und die Auswirkungen auf unser tägliches Leben zu erkennen.
KI dringt immer mehr in unser aller Leben ein. Ob privat oder im Beruf. Sie ist Hilfe und Gefahr zugleich. Falsche oder diskriminierende Entscheidungen, die durch KI getroffen werden, können gravierende Konsequenzen haben. Wenn wir uns auf KI verlassen, kann das langfristig Auswirkungen haben. Z. B. wenn viele Unternehmen dieselbe Software zur Überprüfung von Bewerbungen nutzen. Wer einmal abgelehnt wurde, hat womöglich nie mehr eine Chance, einen geeigneten Job zu bekommen. Diese Person wird leider auch nie erfahren, weshalb sie abgelehnt wurde.
Auf lange Sicht keinen geeigneten Job mehr zu bekommen, ist schon schlimm genug. Aber stellen Sie sich vor, dass KI Sie als Terrorist brandmarkt, weil Sie sich aus beruflichen Gründen mit dem Islamischen Staat beschäftigen mussten. Ohne es zu bemerkten, stehen Sie plötzlich auf einer Backlist für Personen, die als Gefährder eingestuft werden. Da Sie allerdings nichts von dieser Blacklist wissen, können Sie nichts tun, um wieder von ihr gestrichen zu werden. Vielleicht glauben Sie, dass das eher unwahrscheinlich ist, dass ausgerechnet Sie treffen könnte. Mag sein, nur ausschließen können Sie es deshalb nicht. KI hat selbstverständlich auch positive Auswirkungen. So erhöht sie die Effizienz und Geschwindigkeit, mit der Entscheidungen getroffen werden können.
Katharina Zweig betont die Notwendigkeit, die Kontrolle über die Entscheidungen zu behalten und sicherzustellen, dass Algorithmen nach unseren Regeln spielen und nicht nach ihren eigenen.
„Die KI war’s! Von absurd bis tödlich – Die Tücken der künstlichen Intelligenz“ ist mehr als nur ein informatives Buch. Es ist ein Weckruf, sich kritisch mit den Auswirkungen von KI auf Arbeitsplätze und Gesellschaft auseinanderzusetzen. Es ist ein Leitfaden, um sicherzustellen, dass wir KI als Werkzeug nutzen, das uns unterstützt und wir der KI nicht blind vertrauen.
Schlussendlich ist es eine Einladung zum Tanz. Aber hoffentlich immer mit der Gewissheit, dass wir die Musik aussuchen und den Tanz führen, nicht die KI.
ORIGINALAUSGABE
Paperback, Klappenbroschur, 320 Seiten, ISBN: 978-3-453-21856-7
Prof. Dr. Katharina Zweig studierte Biochemie und Bioinformatik. Seit 2012 ist sie Informatikprofessorin an der RPTU, wo sie den deutschlandweit einmaligen Studiengang »Sozioinformatik« ins Leben gerufen hat. Sie wurde unter anderem mit dem DFG-Communicatorpreis ausgezeichnet, ist KI-Botschafterin für Rheinland-Pfalz und Mitgründerin des KI-Beratungs-Startups »Trusted AI GmbH«. Sie ist als Expertin für verschiedene Bundesministerien tätig, war Mitglied der Enquete-Kommission des Bundestages zum Thema »Künstliche Intelligenz« (2018-2020) und ist gefragte öffentliche Rednerin mit großer Medienpräsenz. 2019 erschien bei Heyne ihr Spiegel-Bestseller »Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl«.