Studie Jugend 3.0: Jeder Zweite ist zuviel in Digitalien – TK fordert gesunde Medienerziehung
Berlin, 3. September 2014. Die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland ist nach Ansicht der Eltern zu viel online. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, für die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) 1.000 Eltern zum Mediennutzungsverhalten ihrer 12- bis 17-jährigen Kinder befragt hat. Die Studie ist Teil einer neuen Kampagne der TK zur Medienkompetenz, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Im Mittelpunkt steht der Film „Jugend 3.0 – mit Sicherheit im Netz“. Die DVD ist eine Entscheidungshilfe für Eltern, Erzieher und Lehrer.
Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: „Digitale Medien nehmen einen großen Raum im Alltag der Jugendlichen ein. 80 Prozent besitzen ein eigenes Smartphone. Sie chatten mit Freunden, spielen online, recherchieren für die Schule. Das ist auch gut so. Wir möchten aber eine Diskussion dazu anstoßen, wie Kinder und Jugendliche zu einem gesunden Umgang mit digitalen Medien kommen.“
Baas stellte den Film, der von der Schauspielerin Nina Petri gesprochen wird, zusammen mit Filmemacher Holger Braack vor. „Wie viel und welche digitalen Angebote Jugendliche nutzen dürfen, ist in fast jeder Familie ein Thema. Auch wenn Kinder ihren Eltern und Pädagogen bei der Bedienung der Geräte überlegen sind, bleibt es Aufgabe der Eltern zu entscheiden, wieviel und welche Inhalte für das Kind sinnvoll sind und ob es die digitalen Inhalte intellektuell und emotional verarbeiten kann“, so der Filmproduzent.
Laut der TK-Studie kontrollieren nur drei von zehn Elternteilen, wo ihre Kinder im Internet unterwegs sind. 40 Prozent der Eltern geben keine Limits vor, wie viel ihre Kinder online sind.
„Wenn wir über Gesundheitsförderung sprechen, geht es in der Regel um die drei großen Handlungsfelder Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung“, so TK-Chef Baas. „Ich denke, dass wir diesen Begriff in der digitalen Gesellschaft um das Thema Medienkompetenz erweitern müssen. Nicht nur weil Bewegungsmangel oft die Kehrseite von Medienkonsum ist, sondern weil eine ausschweifende Mediennutzung auch Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von Jugendlichen hat. Viele Jugendliche haben Chatgruppen in Klassenstärke, so dass sie es am Tag schnell auf über 500 Nachrichten bringen. Während die Politik über Anti-Stress-Verordnungen in Betrieben diskutiert, kennen unsere Kinder keinen Feierabend mehr, sondern sind ‚always on‚.“
Heiko Schulz, Psychologe bei der TK sieht die Folgen ungesunden Medienkonsums durch die Studie bestätigt: „Die Umfragedaten zeigen, dass Kinder, die laut ihrer Eltern deutlich zu viel online sind, auch stärker von gesundheitlichen Belastungen betroffen sind. Der Anteil der Jugendlichen, die unter Stress, Konzentrations- und Schlafstörungen leiden, ist bei den Extremsurfern deutlich höher.“
Die Studie zeigt zudem, dass die Jugendlichen mit auffälligem Netzverhalten auch häufiger von körperlichen Beschwerden betroffen sind. Fast ein Fünftel von ihnen leidet an Rückenschmerzen, bei den anderen Jugendlichen ist es nur jeder Zehnte.