Christopher Rüping: „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ nach H. Kipphardt

Premiere am 19.01.19 im Deutschen Theater Berlin    

Eine offene weisse Bühne, oval, steril, fast aseptisch. Darin ein Tisch, 6 Stühle.

Die Schauspieler*innen machen sich warm. Die Zuschauer nehmen gleichzeitig ihre Plätze ein, um einem Verhör beizuwohnen.

Kameras, Mikrofone, Bildschirme werden gerichtet, eine Stimme aus dem Off – die den gesamten Text allen Akteuren vorgibt – die Befragung Oppenheimers beginnt.

Die 3000 Seiten Protokoll, von Heinar Kipphardt schon vor gut 50 Jahren auf eine dokumentarische Bühnenfassung reduziert, erfahren durch Christopher Rüping eine doppelte Verdichtung. Einerseits wird der dokumentarische Charakter durch den Brechtschen V-Effekt betont , andererseits werden die Protagonisten wie Marionetten durch die Inszenierung der amerikanischen Behörde geführt, ganz im Stil der „Hexenverfolgung“ in der McCarthy Ära.

Das Private bleibt nicht mehr privat und die Befragung wird im 2. Teil der Inszenierung verlagert vom eiskalten Verhörraum in das kalifornische Wohnambiente der 50er Jahre (Bühne von Jonathan Mertz), und das Eindringen des Staates mit all seinen Mitteln verdeutlicht.

Dort tauchen auch seine Kollegen und Freunde auf und Hans Bethe, sein engster Mitarbeiter, Nobelpreisträger von 1967, wird zitiert. „Wenn wir einen Krieg mit H-Bomben führen und gewinnen, wird sich die Geschichte nicht an die Ideale erinnern, für die wir kämpften, sondern an die Methode, die wir anwandten, um sie durchzusetzen.“ 

Dieser Wiederspruch wird in vielen inszenierten Bildern bis zum Ende durchgehalten und von allen Akteuren einfühlsam umgesetzt. Felix Goeser in der Rolle Oppenheimers zeigt diesen inneren Kampf sehr eindrücklich bis zum Ende, als er wie ein alter Indianerhäuptling seinen letzten Gang antritt – hinein in das gleissende Licht des Atombombentests.

Christopher Rüping vermeidet die platte Analogie des Gewissenskonfliktes, den er durch die Rolle der Jean Tatlock , Oppenheimers Verlobte und verfolgte  Kommunistin, als Geist inszeniert – eindringlich gespielt von Wiebke Mollenhauer.

Vielmehr bringt er das „Verantwortungsproblem des technischen Fortschritts“ durch die Hintertür auf die Bühne:

  • Digitale Transformation
  • Genforschung
  • Cyborg-Wesen
  • Künstliche Intelligenz

Und nicht zuletzt die beginnende, politische Eskalation durch den Ausstieg der USA und Russland aus dem Atomwaffensperrvertrag (INF- Vertrag)

Indem Maike Knirsch mit einem Parforce-Ritt ihren futuristischen Monolog über den Fortschritt der Technik, die Geschwindigkeit der Entwicklung und die Beschleunigung der politischen Verhältnisse im Akzelerationismus landet, wird nicht deutlich, ob damit das Gewissen der Entwickler mit über Bord geworfen wird.

Zurück bleibt ein beklemmendes Gefühl – und die Frage: Wars das ?

Hans j hinken

Die nächste Aufführung findet am 16. Februar 2019 statt.

Ich hatte das große Glück, dass ich zur Premiere in Berlin sein konnte. Schon die Ankündigung hat mich fasziniert.

Die Entwicklung der A-Bombe, die Rolle Robert Oppenheimers und der Schwenk zur heutigen Zeit haben mich förmlich in den Bann gezogen. Ria Hinken

Der Tagesspiegel schreibt:

„In der Sache J. Robert Oppenheimer“ im DT Partytalk mit Wasserstoffbombe

http://bit.ly/2UI80Gy

https://de.wikipedia.org/wiki/Akzelerationismus

http://www.taz.de/!5049418/

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