Wie Digital Natives die Führung übernehmen und Unternehmen verändern
Das Projektmanagement hat sich innerhalb weniger Jahre in vielen Bereichen stark verändert. Die Anforderungen sind andere geworden als noch vor 10 Jahren, nicht zuletzt als Folge eines immer kürzeren ROI (return on investment).
Starre Pläne sind ebenso wenig erfolgversprechend wie Mitarbeiter, die Chancen und sinnvolles Veränderungspotential nicht oder nicht rechtzeitig erkennen.
Zeitgemäßes PM funktioniert eher wie eine Motorradtour. Man bereitet sich auf eine lange Tour zwar gut vor, hat aber vorab schon alternative Routen im Visier, falls die Dinge nicht so laufen wie geplant. Das schafft ein hohes Maß an Flexibilität. Und wie beim Motorradfahren, so ist auch beim PM ab und zu eine Pause zum Zwecke des Innehaltens sinnvoll, um dann mit frischer Energie die Reise ggf. auch mit geänderter Zielsetzung fortzusetzen.
Speziell in IT-Projekten setzen Digital Natives auf agiles PM. Das setzt allerdings ein hohes Maß an Teamoffenheit und Transparenz voraus. Hier liegen – genau wie beim klassischen PM – die größten Herausforderungen.
Und so kommen auch Digital Natives nicht um Teambuilding und Kommunikationsseminare herum. Insbesondere dann, wenn in den Teams Digital Natives und Digital Emigrants aufeinander treffen. Was die einen als gegeben voraussetzen, ist für die anderen alles andere als selbstverständlich.
Kommuniziert wird zwar viel, aber oft über E-Mail bei den Älteren und per SMS oder Chat bei den Jüngeren. Für kreative Prozesse braucht man jedoch nach wie vor „handfeste“ Methoden. Flipchart, Kärtchen und das persönliche Gespräch sind keineswegs out – im Gegenteil – sie werden zunehmend wichtiger.
Für Digital Natives und die Generation Y spielen auch Atmosphäre und ein reichhaltiges Angebot an modernen Kaffeegetränken sowie Teevariationen eine wichtige Rolle. „Break-out-Spaces“ sind nicht nur beliebt, sie haben auch den Vorteil, dass dort oft bessere Ideen entwickelt werden als an starren Schreibtischplätzen.
Trotz immer kürzerer Projektlaufzeiten mit permanentem Anpassungsdruck wird es auch in Zukunft das klassische PM geben. In Projekten mit klarem Endtermin, wie z. B. die Fußball WM oder Olympiade wird es auch zukünftig eine gut strukturierte Planung mit festen Vorgaben geben müssen.
Unabhängig davon, ob nun klassisches oder agiles PM eingesetzt wird, Zeit zum Reflektieren und Nachdenken muss immer eingeplant werden.
Digital Natives tragen ihr Büro ständig bei sich, deshalb ist für sie der Übergang zwischen Arbeit und Freizeit meist fließend. Für das moderne PM heißt das, dass vieles gleichzeitig erledigt werden kann – orts- und zeitunabhängig. Allerdings stoßen Festangestellte in Deutschland da schnell an Grenzen, da es klare Arbeitszeitvorschriften gibt. Diese sind zwar manchmal störend oder gar hinderlich, aber dennoch wichtig, denn von ausgepowerten Mitarbeitern hat kein Unternehmen etwas.
Ähnlich wie im Sport, klinken sich heute bereits viele Digital Natives aus einem laufenden Prozess für eine kurze Zeit aus, um einen kritischen Blick von außen auf die Situation des Projektes zu werfen.
Loyalität spielt für sie in Bezug auf ihren Arbeitgeber kaum noch eine Rolle. Sie haben gelernt, dass man dem Team gegenüber fair und loyal sein muss, aber nicht dem Arbeitgeber. Zu viele Skandale kamen in den letzten Jahren an die Öffentlichkeit. Die junge Generation teilt gerne, aber sie will sich nicht mehr von korrupten Managern und Vorständen ausbeuten lassen.
Die Zauberformel heißt: Kommunikation auf Augenhöhe.
Ohne gute Führung geht es auch beim agilen PM nicht.
Ob nun aber selbstorganisierende oder geführte Teams in einem Projekt arbeiten, eines gilt für alle gleich: Projekte können nur gelingen, wenn die Menschen die darin arbeiten über genügend Kompetenzen verfügen, und zwar fachlich wie sozial.
Der Leser hat es längst bemerkt. In diesem Buch geht es nicht um eine neue Projektmanagement-Methode, sondern um die Beschreibung eines Veränderungsprozesses, der mit dem Einzug der jungen Generation in unsere Unternehmen stattfindet.
Ria Hinken
Das Ende des Projekt Managements wie wir es kennen
Wie Digital Natives die Führung übernehmen und Unternehmen verändern
Linde Verlag
1. Auflage 2013
24.09.2013
192 Seiten
Buch gebunden, 24,90 €
E-Book E-Pub 18,99 € E-Book PDF 18,99 €
ISBN: 9783709305096
Der Autor: Ronald Hanisch, MAS, MBA, zSPM ist international gefragter Speaker, Vortragender und Autor. Der Management-Experte und studierte Betriebswirt (MAS und MBA) baute mehrere Unternehmen erfolgreich auf und gibt seine Erfahrungen an Top-Unternehmen wie etwa Magna, BMW, Chrysler und Philips weiter.