It can‘t happen here

Das ist bei uns nicht möglich“ lautet der Titel des Stücks, das seine Uraufführung am 20. September 2017 in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin hatte. Regisseur Christopher Rüping erstellte hierzu gemeinsam mit dem Dramaturgen John von Düffel eine eigene Bühnenfassung des fast vergessenen Politromans des Literaturnobelpreisträgers Sinclair Lewis.

Ich war von Anfang an von diesem Titel fasziniert. Er erinnerte mich an ein Erlebnis in der zweiten Hälfte der 80er Jahre in Zürich. Ich war damals Teilnehmerin des Management Symposiums für Frauen. Am Abend saß ich mit 2 weiteren Teilnehmerinnen an der Hotelbar. Wir waren 2 Deutsche und eine Israelin. *Sarah R. lebte und arbeitete seit wenigen Wochen in Frankfurt am Main. Ihre Firma hatte sie von Tel Aviv nach Frankfurt entsandt. Sie erzählte uns, dass ihre zwölfjährige Tochter nicht nach Deutschland wollte. Sie hatte Angst vor uns Deutschen. Erst später erfuhr ich, dass ihre Großmutter Überlebende des Warschauer Ghettos war.

Frau *Karin H., eine promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin, wollte beruhigen und sagte, dass so etwas bei uns in Deutschland nie wieder passieren wird. Sie sei sich da völlig sicher.

Ich hingegen wollte zwar keine schlechte Stimmung verbreiten, konnte aber diese Aussage nicht einfach so stehen lassen. Meine Überzeugung war und ist, dass ein starker Rechtsruck jederzeit möglich ist.

Aber zurück zur Theateraufführung, die ich im Juni 2018 in Berlin gesehen habe.

Neben der großartigen schauspielerischen Leistung fesselte mich vor allem die Aktualität des Stückes. Weniger in Bezug auf den aufkommenden Populismus hierzulande. Es war dieses, ja man kann fast schon sagen, Abbild des US-amerikanischen Wahlkampfes, der Donald Trump zum Präsidenten machte.

Buzz Windrip gewinnt die Wahl 1936 gegen Roosevelt und verwandelt die USA mit Unterstützung einer „Liga der Vergessenen Männer“ binnen kürzester Zeit in eine Diktatur. Eines der ersten Opfer seiner Herrschaft ist neben der Unterwanderung der Justiz die Pressefreiheit, geschildert anhand des Zeitungsherausgebers Doremus Jessup, der unter den zunehmenden Repressalien zu leiden hat, zunächst auf dem Papier, dann körperlich…
Die verbreitete Meinung in den USA Mitte der Dreißigerjahre mit Blick auf die politischen Verhältnisse in Deutschland war: Das kann hier nicht passieren. Heute denken viele in Deutschland genau das mit Blick auf die USA. Doch das ist gefährlich. Wenn wir jetzt nicht unsere Stimme erheben, dann überlassen wir die Straße den Populisten, heißt es im Stück. Man könnte auch sagen: Wer schweigt, stimmt zu.

Die Zuschauer werden an an einigen Stellen in das Stück eingebunden. So durfte ich völlig unerwartet sagen: „Ich bin mit Buzz Windrip zur Schule gegangen“.

Es gab sogar Würstchen für einige Zuschauer. Mehr will ich aber an dieser Stelle nicht verraten. Lassen Sie sich überraschen.

Diese Inszenierung sollte man sich am besten mit der Familie oder Freunden ansehen, damit man im Anschluss noch ausgiebig diskutieren kann.

Selten hat ein Theaterstück so lange nachgewirkt. Deshalb wünsche ich mir, dass andere Theater „It can’t happen here“ ebenfalls in ihr Programm aufnehmen.

Die nächsten Termine:

22. Januar 2019 20.30 – 22.45 und 18. Februar 2019 20.00 – 22.15 Mit englischen Übertiteln Deutsches Theater Berlin

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*Namen geändert

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