… lautet nicht selten auch in Talkshows das Credo junger Leute. Einer davon ist Dr. Jan Böhmermann, ZDFneo, am 29. Oktober 13 bei Markus Lanz.
Das Volk der Schnäppchenjäger nimmt es beim Datenschutz nicht so genau – Hauptsache es kostet nichts
Hierzulande ist es etwas ruhig um den Datenschutz geworden. Der Bundestagswahlkampf ließ kaum Spielraum für andere Themen. Nun, da die FDP ganz ausgeschieden ist, und die Grünenspitze den schnellen Rückzug angetreten hat, können wir uns vielleicht bis zu den beginnenden Koalitionsverhandlungen mal wieder dem Datenschutz – insbesondere dem Patientendatenschutz – zuwenden.
Am 1. September 2013 konnte man in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung unter der Überschrift „Generation Whatsapp“ lesen, dass rund 300 Millionen Menschen mit Whatsapp kommunizieren.
Längst ist bekannt, dass Whatsapp in Sachen Datenschutz kein leuchtendes Vorbild ist. Den Usern scheint dies aber völlig egal zu sein. Hauptsache kostenlos. Es ist nicht neu, dass scheinbar „kostenlos“ eine andere Form der Bezahlung zur Folge hat: Man bezahlt mit seinen Daten. In diesem Fall zahlen Freunde, Bekannte und andere, deren Daten in den Handys von Whatsapp-Usern gespeichert sind gleich mit. Gefragt werden sie allerdings nicht, ob sie das wollen.
Und damit die geneigten F.A.S Leser, die vielleicht noch Bedenken haben Whatsapp zu nutzen, diese schnell über Bord werfen können, kommen nicht nur junge Leute zu Wort, die sagen, dass Facebook längst nicht mehr cool sei, sondern auch gestandene Persönlichkeiten wie Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer. Montgomery verschickt 10 bis 20 Nachrichten pro Tag, teilt er mit. Und damit auch alle gleich wissen, um wen es sich bei Frank Ulrich Montgomery handelt, zeigt sein Status eine Spritze, einen Krankenwagen und 2 Tatzen. Und nach eigenen Angaben kommuniziert er in langweiligen Sitzungen auch mit Kollegen über Whatsapp. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Montgomery Whatsapp auch beruflich nutzt. Um welche Art Kollegen es sich dabei handelt, erfährt man in diesem Artikel nicht. Das wissen nur diejenigen, die die Daten von Whatsapp auslesen.
An dieser Stelle darf der geneigte Leser sich gerne fragen, ob vielleicht der eine oder andere seiner Ärzte auch über Whatsapp kommuniziert, und wie es dann um den Patientendatenschutz bestellt ist.
Es gibt natürlich noch viel mehr Beispiele, die zum Nachdenken anregen.
Die Berliner Charité speichert Röntgenbilder so ab, dass Ärzte diese über ein Tablet abrufen können. So haben sie die Röntgenbilder auch bei der Visite am Krankenbett dabei. Die Übertragung erfolgt über WLAN. Ein verschlüsseltes System, das bis vor Kurzem noch als sehr sicher gelten konnte. Nun, da man weiß, dass NSA und andere Geheimdienste auch diese Verschlüsselungen knacken können, ist der Patientendatenschutz zumindest gefährdet.
Die Charité geht aber noch einen Schritt weiter. Bei neurochirurgischen Eingriffen wird mit einer App navigiert. Laut Pressemitteilung verspricht dies mehr Sicherheit für Patienten durch eine neue Navigationstechnologie. Mit Hilfe einer smartphone-basierten Technologie werden Chirurgen bei der Planung und Durchführung einer bestimmten neurochirurgischen Operation unterstützt. Das neuartige Verfahren hat die Charité gemeinsam mit einem Potsdamer Medizinproduktehersteller entwickelt. Noch befindet sich die Metastudie in der Durchführung, d. h. es werden noch nicht alle Eingriffe dieser Art mit Hilfe der App durchgeführt. Wie es hierbei um den Patientendatenschutz bestellt ist, konnte man der Pressemitteilung leider nicht entnehmen.
Seit den Enthüllungen von Edward Snowden wissen wir, dass Smartphones auch dann aktiv sind, wenn sie ausgeschaltet sind. Wenn jetzt diese Smartphones in den Operationssälen liegen bleiben, dann könnte dies doch bedeuten, dass weitaus mehr Daten nach „Irgendwo“ übertragen werden, als dem einzelnen Patienten u. Umständen lieb sein kann. Das gilt natürlich jetzt auch schon für Arztpraxen, wenn Patienten oder Ärzte Smartphones mit in das Behandlungszimmer nehmen.
Die Horrorvision wäre letztendlich, dass uns die Pharmaindustrie, Anbieter von Life Science, Krankenversicherungen etc. mit kostenlosen Info-Apps locken, die nur vorgeben für uns nützlich zu sein. In Wirklichkeit greifen sie unsere Daten beim Arztbesuch ab, um sie zu ihren Gunsten oder auch gegen uns zu verwenden.
Dabei können die neuen technischen Möglichkeiten viele sinnvolle Anwendungen bieten. Notrufsysteme, z. B. oder Datenabgleich bei der Vergabe verschiedener Medikamente, um so ungewollte Wechselwirkungen zu verhindern. Ältere Menschen an die Einnahme wichtiger Medikamenten erinnern. Demenzkranke mittels GPS finden, wenn diese sich verlaufen haben oder Katastropheneinsätze koodrdinieren.
Ob langfristig der Nutzen oder der Schaden für Patienten überwiegen wird, das werden wir, wenn überhaupt, erst in einigen Jahren wissen. Dann wird ein Ausstieg aus dieser Technologie jedoch nicht mehr möglich sein.
Schöne neue Welt! Patientendatenschutz ade!
Aktualisiert am 31. Oktober 2013:
Und heute schreibt die Zeit, dass Ärzte und Apotheker unsere Daten an die Pharmaindustrie verkaufen . Die IMS Data wird darüber not amused sein, pfuscht doch da jemand in ihr lukratives Geschäftsmodell.
Aktualisiert am 19.12.2013
„Die dunkle Seite von Whats App“
http://www.androidpit.de/die-dunkle-seite-von-whatsapp-nutzungsbedingungen
„Die dunkle Seite“ von WhatsApp
http://www.androidpit.de/die-dunkle-seite-von-whatsapp-nutzungsbedingungen